Im 19. Jahrhundert waren die Geologen in den helvetischen Decken der
Ostschweiz vor allem mit dem Problem der Glarner-Doppelfalte beschäftigt,
eine Idee die wohl von A. ESCHER stammt und die von den meisten namhaften
Geologen, inkl. ALB. HEIM, vertreten wurde. Erst mit der Erkenntnis der
Glarner Hauptüberschiebung setzte sich um die Jahrhundertwende die
Deckenlehre völlig durch. Eine Skepsis gegenüber Überschiebungen
blieb jedoch bestehen, wie sich in den Profilen von ARN. HEIM (1916) durch
die Alviergruppe zeigt. Die Malm-Dogger-Schuppen werden von ihm als Falten
mit äusserst stark verdünnten Verkehrtschenkeln interpretiert.
Erst HELBLING (1938) beschreibt die Schuppen korrekt und stellt sie in
seinen wunderschönen Ansichtsprofilen sehr detailliert dar. Er erkennt
auch, dass es sich bei der zwischen der Vorderspina- und Tschuggen-Schuppe
liegenden Spina-Zwischenschuppe um von der Vorderspina-Schuppe losgelösten
und von der Tschuggen-Schuppe mitgeschleppten Oberen Quintnerkalk handelt.
STAUB (1954) stellt die Tektonik der Glarner-Alpen in Bezug zur gesamten
Alpengeologie. TRÜMPY (1969, mit einem schönen Profil, siehe
unten), SCHMID (1975) und PFIFFNER (1977 mit MILNES, 1978) zeigen die
verschiedenen Deformationsphasen auf, die im helvetischen Bereich der
Ostschweiz gewirkt haben (Pizol-Phase, Calanda-Phase, Ruchi-Phase). PFIFFNER
(1981) zeigt die N-S verlaufenden Überschiebungsrichtungen auf und
analysiert die Entkupplung der einzelnen kompetenten Serien innerhalb
der von ihm als Unteren Glarner Deckenkomplex (nach LUGEON, 1902) bezeichneten
Perm-Jura-Abfolge. In den 90er Jahren wurde mittels der durch das Rheintal
verlaufenden, seismischen Linie NFP 20 (PFIFFNER, SMITHSON &
STÄUBLE 1993, PFIFFNER 1994) die Tiefenstruktur erkundet. Dabei konnte
die autochthone, mesozoische Unterlage der subalpinen Molasse in einer
Tiefe von rund 7km lokalisiert und axiale Änderungen der Dogger-Malm-Schuppen
aufgezeigt werden.
Tektonische Übersicht
Übersichtsprofil durch die helvetischen Decken der Ostschweiz von
PFIFFNER (1993). Die Tiefenstruktur der subalpinen Molasse, des nordhelvetischen
Flysches und des Aaremassivs (kristallines Grundgebirge) basiert auf seismischen
Daten (NFP20 im Rheintal). Der scharze Rahmen markiert das untersuchte Gebiet.
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Das um die südlichsten Dogger-Malm-Schuppen ergänzte Profil
aus TRÜMPY (1969) zeigt die helvetischen Decken nördlich
des Seeztales mit der Säntis-Decke oben und dem nördlichen Teil
des Unteren Glarner Deckenkomplexes unten. An der Front des Unteren Glarner
Deckenkomplexes befindet sich im NW die Mürtschen-Decke, mit dem
auf dem Malm solidarisch gebliebenen Kreideanteil. Südwestlich schliessen
die Dogger-Malm-Schuppen an, welche im Zentrum unserer Untersuchungen
gestanden sind. Der scharze Rahmen markiert das Untersuchungsgebiet. Angefärbt
sind jeweils Dogger und Malm. |
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Die Namensgebung der einzelnen Falten und Überschiebungen anhand
der Quinten-Formation in einem schematischen Profil. Die Überschiebungen
sind nach den jeweils auf ihnen abgeglittenen Schuppen benannt, während
die Falten Namen naheliegender Lokalitäten erhalten haben. |
Ansicht der Dogger-Malm-Schuppen auf der nördlichen Seeztal-Seite.
Die Fotographie wurde von dem auf der anderen Talseite gelegenen
Mädems aus gemacht. Die Blickrichtung ist annähernd parallel
zu den Faltenachsen (d.h. etwas flacher). Rechts über der Rheinebene
erscheint der nördliche Teil des Ellhorns im Blickfeld. Die
Aufschlüsse haben eine Färbung entsprechend der von uns
verwendeten Lithologiefarben erhalten. |
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Z
oQ
Pk
uQ
Sch
R
Bom |
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Palfris-Formation
Zementstein-Formation
Oberer Quintnerkalk
Plattenkalk
Unterer Quintnerkalk
Schilt-Formation
Reischiben-Formation
Bommerstein-Formation |
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Das Bild zeigt eine parallelprojizierte, GOCAD-generierte Einsicht
nach 063-26 in die nördliche Seeztalflanke und bietet somit den optimalen
Betrachtungswinkel für die Dogger-Malm-Strukturen.
Zur Erstellung dieses Bildes diente die Karte 1:25000 der schweizerischen
Landestopographie als topographische Grundlage. Auf diese wurden die von
uns kartierten Aufschlüsse entsprechend ihrer stratigraphischen Zugehörigkeit
übertragen und angefärbt. Mit einer senkrechten Projektion konnte
die so erhaltene Karte in GOCAD auf das digitale Höhenmodell der
schweizerischen Landestopographie (DHM 25) gelegt werden, was jede beliebige
Ansicht ermöglicht hat. Durch die Projektionsrichtung und durch die
Art des Höhenmodelles (Raster) erscheint die Zeichnung der Karte
in den steilstehenden Wänden stark verzerrt und Ungenauigkeiten sind
verstärkt ersichtlich geworden. |

Oben: Die in der GOCAD-generierten Einsicht verwendete Kartengrundlage,
welche auf der Karte 1:25´000 der Landestopographie und unserer
Kartierung (hier ohne Quartär) basiert, von welcher unten 2 Ausschnitte
zu sehen sind. |
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Ausschnitt im Bereich der Tschuggen-Antiklinale |
Ausschnitt im Bereich Gonzen - Ghudleter Gonzen |
Diplom - Sargans
Geologie
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