Die finale Ölkrise - Geologie - home

Ressource Erdöl: eine kurze Begriffserklärung:

  • konventionelles Erdöl ( = billiges, rasch verfügbares Erdöl):
    95% des heute geförderten Erdöls ist konventionelles Erdöl. Es kennezeichnet sich dadurch aus, dass es, dank der geographisch günstigen Lage der Vorkommen und der geringen Viskosität ("Zähigkeit") verhältnismässig einfach und rasch und daher auch billig aus Bohrlöchern gefördert werden kann.
  • unkonventionelles Erdöl ( = teures, nur langsam produzierbares Erdöl):
    Die Abgrenzung von unkonventionellem zum konventionellem Erdöl ist nicht scharf zu zeichnen und es werden mit dem Begriff "unkonventionell" sehr unterschiedliche Quellen zusammengefasst. All den Quellen ist jedoch gemein, dass die Ölgewinnung schwierig, kostspielig, umweltschädlich und sehr langsam ist. Eine Sonderstellung nehmen polares und Tiefsee-Öl ein, die nur aus ökonomischer Sicht als unkonventionell bezeichnet werden. Korrekter wäre bei ihnen von teurem konventionellem Erdöl zu sprechen.
    Zum unkonventionellen Erdöl werden in der Regel folgende Lagerstättentypen gezählt:
    • Ölschiefer: tonhaltiges Sedimentgestein (kein Schiefer...), das organisches Material enthält, bei dem es sich nicht um Erdöl, sondern dessen Vorstufenprodukt Kerogen handelt - ein Ölschiefer ist ein "unausgereiftes" Ölmuttergestein. Um daraus Erdöl zu gewinnen muss das Gestein im Tagbau abgebaut und auf 500°C erhitzt werden - ein Prozess, der beim eigendlichen Erdöl die Natur, durch Versenkung in grössere Tiefen, selbst erledigt hat und der bei Ölsanden der Mensch aufwändig nachholen muss. Daher ist der Nettoenergieertrag aus Ölschiefern sehr gering und die Ökobilanz sehr schlecht (umweltschädliche Abfallprodukte, hohe CO2-Emission, hoher Wasserverbrauch).
    • Ölsand (Teersand): Sandstein mit einem Anteil an zähflüssigen Schwer- und Schwerstölen die im Tagbau gefördert werden. Der Abbau im Tagbau und die Verarbeitung zu synthetischem Rohöl ist sehr aufwändig in Bezug auf Zeit, Technik, Energieaufwand und Umweltverbrauch, auch wenn die Bilanz für die günstigen Vorkommen besser als bei Ölschiefern ausfällt. Von den immensen Vorkommen wird nur ein geringer Anteil je wirtschaftlich förderbar sein, der aber trotzdem in der Zukunft einen wesendlichen Beitrag zur Gesamtölproduktion liefern kann (v.a. aus Kanada und Venezuela).
    • Flüssiggas (NGL=Natural Gas Liquid) und Kondensat: Beides besteht aus kurzen Kohlenwasserstoffketten im Übergangsbereich zu Erdgas (wie z.B. Butan und Propan). Da die Zustandsform druckabhängig ist, ist eine Abgrenzung zum Erdgas nicht eindeutig. Die Fördercharakteristik ähnelt ihm jedoch sehr. Da es unter Druck verflüssigt werden kann, wird es in der Regel in den meisten Statistiken dem Erdöl angerechnet, auch wenn Rohöl und NGL/Kondensat wegen den unterschiedlichen physikalischen Eigenschaften verschiedenartige, nicht beliebig austauschbare Stoffe sind.
    • Öl aus Kohle: Kohle wird noch bedeutend länger zur Verfügung stehen als Erdöl und die Vorkommen sind weltweit besser verteilt. Es könnte deshalb verlockend sein daraus synthetisches Erdöl herzustellen. Die Verfahren (Hochdruckhydrierung und Fischer-Tropsch-Synthese) sind seit langem bekannt und wurden von Deutschland während dem 2.Weltkrieg großtechnisch umgesetzt. Das Problem ist aber auch hier: die Verfahren sind teuer, extrem energieintensiv und deshalb auch sehr klimaschädlich. Neuerdings zeigt China wieder Interesse an der Kohleöl-Technologie. Was zu Sorge Anlass gibt: die weltweit grössten Kohlereserven liegen in den USA ...
    • Tiefseeöl: Unter günstigen und seltenen geologischen Bedingungen konnte sich dort wo grosse Deltas ins Meer mündeten, Erdöl an Stellen bilden, die sich heute in über 200m-600m Wassertiefe (je nach Definition) finden. Solches Öl wird als Tiefseeöl (deep water) bezeichnet. Da die Förderung sehr teuer und aufwändig ist, wird es oft zu den unkonventionellen Vorkommen gezählt. Die Vorkommen beschränken sich auf wenige Standorte, von denen die grössten vor den Küsten von Brasilien, Angola, Indonesien und Nigeria, sowie am Mississipi-Delta im Golf von Mexiko in den USA liegen. Das Gesamt-Potential wird auf ca. 70Gb geschätzt, was der 2.5-fachen gegenwärtigen Weltjahresproduktion von Rohöl entspricht. Wegen der hohen Betriebskosten der Förderanlagen, wird versucht, das Öl so rasch wie möglich zu fördern. Das ist mit ein Grund, weshalb das Produktionsmaximum von Tiefseeöl bereits (trotz der kurzen Geschichte) um das Jahr 2014 erwartet wird. Tiefseeöl kann den Peak Oil, das Ölfördermaximum, um rund 5 Jahre hinauszögern, danach jedoch die Förderrate bald um so gravierender absinken lassen. Tiefseeöl entspricht symbolisch der sich nun noch aufbauenden, bald jedoch wieder abschmelzenden Eiskappe unseres "Ölberges".
    • polares Öl: da infolge der klimatischen Bedingungen die Ölförderung nördlich und südlich des 66 Breitengrades, also v.a. Öl aus Alaska und Sibirien, sehr teuer und aufwändig ist, wird es verbreitet zu den unkonventionellen Lagerstätten gerechnet - also wie beim Tiefseeöl aus ökonomischen Gründen. Die in diesen Gebieten förderbaren Mengen werden mit geschätzen 52Gb unter denjenigen von Tiefseeöl erwartet, da man jedoch infolge der hohen Explorationsrisiken nocht nicht viel über allfällige Vorkommen weiss, ist diese Zahl nur ein grob geschätzer Wert.

    Es sollte hier deutlich aufgezeigt worden sein: Öl ist nicht gleich Öl. Wenn nun im Jahre 2002 die ausgewiesenen Reserven sprunghaft von 140 Milliarden auf 165 Milliarden Tonnen gestiegen sind, weil auf einmal die kanadischen Ölsande hinzugerechnet wurden, so birgt dies eine grosse Gefahr in sich: es erweckt beim Laien ein Gefühl der Versogungssicherheit von Erdöl auf lange Zeit hinaus. Ihm ist nicht bewusst, dass sich durch solche Korrekturen gleichzeitig die Qualität der Öl-Reserven verschlechtert. Um ein klareres Bild zu vermitteln reicht eine Zahl alleine nicht mehr aus - die Reserven müssen in die verschiedenen Ölressourcen aufgeschlüsselt werden um ein unverwässertes Bild zu zeigen. Zur Verdeutlichung ein Vergleich: niemand käme auf die Idee die Ozeane als riesige Trinkwasserreserve zu handeln, nur weil man daraus mit Entsalzungsanlagen Trinkwasser herstellen kann! Denn die Verfügbarkeit solchen Wassers ist trotz der immensen Reserven durch den grossen Aufwand bei der Aufbereitung sehr limitiert und teuer. Genau so verhält es sich auch mit dem Erdöl, und deshalb ist eine Unterscheidung von konventionellen und unkonventionellen Reserven auch so wichtig.

    In naher Zukunft wird nicht die Menge, sondern die Verfügbarkeit (und damit die Qualität) der ausgewiesenen Reserven entscheidend sein, ob die Versorgung sichergestellt und die Nachfrage nach Erdöl befriedigt werden kann! Daher werden die unkonventionellen, nur langsam förderbaren Ölvorkommen keinen grossen Einfluss darauf haben, dass die Ölproduktion ihren Zenit in den nächsten Jahren (+/- 2010) überschreiten wird, egal wie gross die Reserven sind.
Links:

Anmerkung: die angegebenen Schätzungen beruhen auf den Zahlen der "ASPO"

Ich bin für Meinungen, Korrekturen oder Ergänzungen dankbar.
Die finale Ölkrise - Geologie - home